5. 11. 2024, 19:00 Uhr

Theater Reduta (Mozartsaal)

Tenor: Nicky Spence

Klavier: Lada Valešová

Navarra String Quartet

Orchestermitglieder der Janáček-Oper des Nationaltheaters Brno: Michal Vojacek (Flöte), Lenka Kuželová (Violine), Antonín Kolář (Waldhorn)

Die Aufführung dauert 70 Minuten ohne Pause.

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Pavel Haas – Drei Kompositionen für Klavier; Die Auserwählte, op.8
Leoš Janáček – Im Nebel
Pavel Haas – Fata Morgana, op.6

 

Jahreszahlen, die mit einer Vier enden, haben in der tschechischen Musik auch einen bitteren Beigeschmack, denn 1944 kamen in den Vernichtungslagern der Nationalsozialisten nahezu alle tschechischen Komponisten jüdischer Herkunft ums Leben. Einer von ihnen war Janáčeks talentiertester Schüler Pavel Haas (1899–1944). Seinem Werk widmen wir ein Konzert mit dem Tenor Nicky Spence, der als einer der führenden Janáček-Interpreten gelten kann und beim letzten Jahrgang des Festivals Janáček Brno mit einer herausragenden Darbietung von Janáčeks Tagebuch eines Verschollenen brillierte.

Das Œuvre Pavel Haas’ ist in Anbetracht seines tragischen Schicksals nicht allzu umfangreich, dafür jedoch umso reizvoller. Im Laufe des Abends werden zwei Liedwerke und drei Klavierkompositionen dieses Autors erklingen. Pavel Haas genoss in Janáčeks Meisterklasse eine ganz besondere Stellung, war er doch der einzige Schüler, den Janáček unterrichtete, ohne ihm seinen kompositorischen Einfluss zu verbieten. Er konsultierte mit ihm seine Kompositionsübungen oft so, wie er sie auch selbst angegangen wäre. Dies war eine wirkliche Ausnahme und ein Privileg. Und der junge Student saugte vieles von Janáček begierig auf. Sein Klavierquintett mit Tenorsolo Fata Morgana komponierte Haas unmittelbar nach seinem Studium bei Janáček im Jahr 1922. Das Stück lässt erkennen, dass die Premiere von Janáčeks Tagebuch eines Verschollenen im Jahr 1921 einen starken Eindruck auf Haas hinterlassen haben muss. Seine Komposition basiert auf einem Gedicht von Rabindranath Tagore, also demselben Autor, bei dem Janáček im selben Jahr die Inspiration für seinen Männerchor Des Narren Irrfahrt fand. Fata Morgana kann als ein grundlegendes Werk des tschechischen Liedschaffens und gleichzeitig als eine der interessantesten Kompositionen der damals antretenden Autorengeneration gelten. Das für die Interpreten überaus anspruchsvolle Werk erlebte seine Premiere im Jahr 1924 und dürfte sicher auch bei Janáček auf großes Interesse gestoßen sein.

Der Liedzyklus Die Auserwählte für Tenor, Flöte, Violine, Waldhorn und Klavier entstand 1927 nach Gedichten von Jiří Wolker. Das Stück zeigt eindrucksvoll, welch großes Wegstück Haas nach seinem Studium bei Janáček zurückgelegt hat. Seine Kompositionen zeigen nun eine ganz eigene Note, wenngleich nicht nur Janáček, sondern etwa auch Igor Strawinsky und die Groupe des Six hörbare Spuren hinterlassen haben. Der Zyklus wurde 1927 erstmals aufgeführt.

Die Drei Kompositionen für Klavier entstanden 1919, als Haas am Brünner Konservatorium studierte, also noch bevor er die Meisterklasse bei Janáček besuchte. Doch auch hier ist schon der ungewöhnliche Einfallsreichtum des begabten jungen Komponisten zu erkennen.

Den Klavierzyklus Im Nebel vollendete Janáček im April 1912. Kurz zuvor, im Jahr 1910, hatte er zusammen mit seiner Ehefrau und seiner Haushälterin ein neues kleines Haus im Garten der Orgelschule bezogen, wo er, abgeschirmt vor der Welt, mit angegriffenem Selbstbewusstsein und in melancholischer Stimmung, sein letztes größeres Werk für Soloklavier komponierte.

Jiří Zahrádka