10. 11. 2024, 20:00 Uhr
Villa Tugendhat
Sopran: Simona Šaturová
Klavier: Marek Kozák
Die Aufführung dauert 70 Minuten ohne Pause.
Weitere Aufführung: 10.11. um 11:00 Uhr
Leoš Janáček: Mährische Volkspoesie in Liedern (Auswahl)
Eugen Suchoň: Lieder aus den Bergen
Vítězslav Novák: Eklogen, Teil 4 „Im Volkston“, op.11
Béla Bartók: Dorfszenen
Leoš Janáček: Auf verwachsenem Pfade (Auswahl)
Klement Slavický: Oh, mein Herz
Das Gesangsrezital der Sopranistin Simona Šaturová, die im Bereich der Interpretation Alter Musik wohl bald als Legende gelten kann, präsentiert Lieder tschechischer, slowakischer und ungarischer Autoren des 20. Jahrhunderts, die sich in ihrem Werk eingehender mit der Folklore auseinandergesetzt haben.
Es erklingt eine Auswahl aus der Mährischen Volkspoesie in Liedern von Leoš Janáček (1854–1928), einer der bemerkenswertesten Kompositionen aus Janáčeks folkloristischer Phase, die bis heute durch ihre unkonventionelle Klavierbegleitung für Aufsehen sorgt.
Der um zwei Generationen jüngere slowakische Komponist Eugen Suchoň (1908–1993) hat sich gleichfalls sein ganzes Leben lang der Folklore gewidmet. Viele seiner Kompositionen spiegeln dieses Interesse deutlich wider. Dies gilt auch für seine Adaption von sechs slowakischen Liedern, die 1941 unter dem Titel Lieder aus den Bergen entstanden.
Auch Suchoňs Lehrer Vítězslav Novák (1870–1949) machte vor allem in den neunziger Jahren eine ausgeprägte folkloristische Phase durch, als er seine Liebe zum mährischen Volkslied entdeckte. Gerade in jener Zeit entstand 1896 auch seine Ekloge für Klavier, die er Johannes Brahms widmete.
Auch das Werk des ungarischen Komponisten Béla Bartók (1881–1945) war spürbar durch die Folklore geprägt. So wie auch Janáček beschäftigte er sich mit dem Sammeln von Volksliedern, ihrer Adaption und mit der Theorie der Volksmusik. Im Jahr 1924 stellte er eine Sammlung von Adaptionen zusammen, die auf Volksliedern basieren, welche er in den Jahren 1915–1916 in der Umgebung von Zólyom, dem heutigen slowakischen Zvolen, gesammelt hatte. Den ursprünglichen Zyklus von fünf Liedern für Frauenstimme und Klavier vollendete Bartók im Dezember 1924 und widmete ihn seiner zweiten Ehefrau Ditta. Später überarbeitete er drei der Lieder für Frauenstimmen und Orchester.
Janáčeks Klavierzyklus Auf verwachsenem Pfade zeigt ebenso Anklänge an die mährische Folklore, wenngleich in deutlich versteckterer Form. Diese Klavierstücke mit stark autobiografischem Unterton schrieb Janáček in den Jahren 1900–1908 und gab ihnen poetische Namen.
Der jüngste unter den Autoren, deren Werke im Rahmen des Rezitals erklingen, ist Klement Slavický (1910–1999). Auch dieser Komponist suchte die volkstümlichen Wurzeln seiner Nation, vor allem in Zeiten ihrer Bedrohung, sei es durch die Nationalsozialisten oder später in der kommunistischen Ära. Sein Liedzyklus Oh, mein Herz entstand im Jahr 1954.
Jiří Zahrádka