9. 11. 2024, 15:00 Uhr

Theater Reduta (Theatersaal)

Brno Contemporary Orchestra

Dirigent: Pavel Šnajdr

Solisten: Jana Hrochová, Jan Šťáva

Unter Mitwirkung von Mitgliedern der Schauspielbühne des Nationaltheaters Brno: Pavel Čeněk Vaculík, Petra Lorenc, Martin Sláma, Martin Veselý.

Die Aufführung dauert 85 Minuten einschließlich einer 25-minütigen Pause.

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Josef Berg: Frühstück auf Burg Schlankenwald
Alois Piňos / Dalibor Chatrný: Genesis
Miloslav Ištvan: Liebe, Trotz und Tod für Mezzosopran und Kammerensemble nach dem Schauspiel Maryša der Brüder Mrštík
Petr Kofroň: Ghetto Brünn

 

Um das Jahr 1960 gruppierte sich in Brno eine Art „Studiengesellschaft“ von Komponisten, deren Ansichten hinsichtlich der sog. Neuen Musik stürmische Veränderungen durchliefen. Als Mitglieder dieser inoffiziellen Vereinigung können Alois Piňos, Josef Berg und Miloslav Ištvan gelten. Dank der Konzentration weiterer Künstler, die trotz unterschiedlicher Persönlichkeiten in ähnlicher Richtung aktiv waren, werden die Jahre von 1960 bis 1970 gern das „goldene Zeitalter der Brünner Avantgarde“ genannt. Erste Frucht dieser kreativen Atmosphäre war die Brünner Gruppe A (es wurde mit der Entstehung weiterer Gruppen gerechnet, die alphabetisch aufsteigend als B, C usw. bezeichnet werden sollten), deren Mitglieder die Komponisten Jan Novák, Alois Piňos, Josef Berg, Miloslav Ištvan und Zdeněk Pololáník, der bildende Künstler Dalibor Chatrný, die Musikwissenschaftler František Hrabal und Milena Černohorská und in der Folge auch Miloš Štědroň waren. Neue Tendenzen, die sich hier entwickelten, waren die Akzeptanz der musikalischen Entwicklung in Westeuropa, die Suche und das Experimentieren, die Verbindung von bildender Kunst, Theater und Musik. Eine sehr markante Künstlerpersönlichkeit im Grenzbereich von Musik, Theater und Literatur, die für das Brünner Musikgeschehen eine herausragende Rolle spielte, war der allzu früh verstorbene Josef Berg (1927–1971). Aus seinem umfangreichen Œuvre  kann bis heute vor allem sein musikalisch-dramatisches Schaffen als sehr inspirierend gelten. Die Puppentheateraufführung Frühstück auf Burg Schlankenwald entstand 1966 und ist im archaischen Tschechisch der Puppenspieler des späten 19. Jahrhunderts gehalten, während lediglich der Gesang des tschechischen Bergmanns in deutscher Sprache erklingt.

Der Komponist Alois Piňos (1925–2008) und der Künstler Dalibor Chatrný (1925–2012) schufen in den Jahren 1969–1970 drei einzigartige audiovisuelle Kompositionen. Die erste davon war die Statische Musik für Diapositive und Elektronik, es folgten die Gitter für Filmstreifen und Klavier und schließlich die Genesis für Filmstreifen und Kammerorchester. Die künstlerische Basis der Genesis bildet der Kontrast von Wellenlinien und abgehackten, gebrochenen Linien, während Piňos für das Orchester eine Besetzung aus Sopransaxofon, Posaune, Ionika, Harfe, Cembalo, Violine, Violoncello und Schlagzeug wählte.

Miloslav Ištvans Komposition Liebe, Trotz und Tod entstand im Jahr 1984. Ein Jahr zuvor hatte der Komponist die szenische Musik zum Schauspiel Maryša von Alois und Vilém Mrštík geschaffen, welches ihn durch seine dramatische Handlung, seine gesellschaftlichen Anspielungen wie auch die Lokalisierung in der volkstümlichen Umgebung der Mährischen Slowakei angesprochen hatte. Zur Begleitung der Mezzosopranstimme wählte Ištvan eine ungewöhnliche Besetzung: polyfone und monofone Synthesizer, zwei Zymbale und Schlagzeug.

Die Komposition Ghetto Brünn von Petr Kofroň (geb. 1955) entstand 2022 im Auftrag des Brno Contemporary Orchestra. Das Werk des herausragenden tschechischen Komponisten ist für ein Kammerorchester bestimmt.

Jiří Zahrádka