24. 11. 2024, 15:00 Uhr
Villa Löw-Beer
Janáček-Quartett
Die Aufführung dauert 100 Minuten einschließlich einer 20-minütigen Pause.
Vítězslava Kaprálová: Streichquartett
Leoš Janáček: Quartett für zwei Violinen, Viola und Violoncello „Intime Briefe“
Vítězslav Novák: Streichquartett Nr.2 D-Dur, op.35
Vítězslava Kaprálová (1915–1940) zählte zu den großen Talenten in der Tschechoslowakei der Zwischenkriegsjahre, und das nicht nur als Komponistin, sondern auch als Dirigentin. Leider war es ihr durch ihren allzu frühen Tod nicht vergönnt, ihre kompositorische Begabung voll zu entfalten. Sie studierte an der Meisterschule bei Vítězslav Novák und nahm anschließend Privatunterricht bei Bohuslav Martinů. Ihr einziges Streichquartett schrieb sie in den Jahren 1936–1937. Die Arbeit daran begann sie somit noch vor ihrer Aufnahme in die Meisterschule des Prager Konservatoriums. Vollendet wurde das dreisätzige Stück während ihres zweiten Studienjahrs bei Vítězslav Novák. Obgleich es sich um das Werk einer gerade erst einundzwanzigjährigen Autorin handelt, wirkt es dennoch sehr einfallsreich und ausgereift.
Leoš Janáček (1854–1928) schrieb sein Quartett für zwei Violinen, Viola und Violoncello „Intime Briefe“ in seinem letzten Lebensjahr. In das viersätzige Werk fanden die gemeinsamen Erlebnisse mit seiner Liebe Kamila Stösslová Eingang. Bis heute fasziniert das Quartett durch seine Emotionalität und schöpferische Aufrichtigkeit.
Eine wichtige Inspirationsquelle für Vítězslav Novák (1870–1949) war die Schönheit des Volkslieds. Seine enge Beziehung zur Folklore tritt am stärksten in den Werken aus der Zeit der Jahrhundertwende zutage. Gerade in jener Schaffensphase entstand im Jahr 1905 auch sein Streichquartett Nr. 2. Hier ist abstrahiertes Material erkennbar, das seinen Ursprung in der Volksmusik hat, von Novák jedoch zu einem sehr eigenen musikalischen Ganzen verwandelt wurde, das bis heute bei weitem nicht nur durch seine formale Perfektion begeistert.
Jiří Zahrádka