23. 11. 2024, 20:00 Uhr

Villa Tugendhat

Klavier: Martin Kasík

Die Aufführung dauert 80 Minuten ohne Pause.

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Bedřich Smetana: Erinnerungen an Böhmen in Polkaform, op.12
Leoš Janáček: Auf verwachsenem Pfade (erste Reihe)
Vítězslav Novák: Erinnerungen, op.6
Luboš Fišer: Sonate für Klavier Nr.8
Klement Slavický: Drei Stücke für Klavier

 

Während seines Aufenthalts im schwedischen Göteborg widmete sich der junge Bedřich Smetana (1824–1884) in seiner Kompositionsarbeit nicht nur symphonischen Liedern, sondern vor allem auch dem Klavier. Seine Sehnsucht nach der Heimat tritt gerade in seinen Klavierwerken und insbesondere in seinen Polkas am stärksten zutage. In jeder Zeit hatte auf Smetana jedoch auch Chopin wieder einen großen Einfluss, der ihn wohl durch seine Mazurka-Bearbeitungen inspiriert haben dürfte. Ein Beispiel hierfür sind gerade die Erinnerungen an Böhmen in Polkaform. An den ersten zwei Kompositionen in a-Moll und in e-Moll arbeitete Smetana im Dezember 1859, ihre erste Aufführung erlebten sie zwei Jahre später in Prag.

Die erste Reihe des Zyklus kleiner poetischer Klavierwerke mit dem Titel Auf verwachsenem Pfade von Leoš Janáček (1854–1928) entstand schrittweise in den Jahren 1900, 1908 und 1911. Fünf Kompositionen des Zyklus schrieb Janáček im Jahr 1900, also im Alter von 46 Jahren. Sie erschienen als kleine Stücke für Harmonium in den Slawischen Melodien, die der Lehrer Emil Kolář aus Ivančice in Heftform herausgab. Hinter der Erweiterung des Zyklus steht der Einfluss des Redakteurs Jan Branberger, der im Jahr 1908 den Prager Verleger Bedřich Kočí mit der Herausgabe der Kompositionen beauftragte. Dieses Interesse an der Publikation der bestehenden Stücke veranlasste Janáček dazu, weitere Teile zu komponieren, so dass der Zyklus auf zehn Kompositionen anwuchs, denen ihr Autor nunmehr poetische Titel gab. Der Zyklus wurde im Jahr 1911 durch den Verlag A. Píša herausgegeben. Diese kleinen, intimen Werke, in denen mancherlei Erinnerungen des Komponisten enthalten sind, zählen heute zu den bekanntesten und meistgespielten Kompositionen Janáčeks.

Seinen aus drei Stücken bestehenden Klavierzyklus Erinnerungen schrieb Vítězslav Novák (1870–1949) in einer aufgewühlten Gemütsverfassung. Die Stücke entstanden im Jahr 1894, als der junge Komponist in Josefína Javůrková verliebt war, und unter dem Eindruck seiner intimen Erlebnisse schrieb er diese Kompositionen voller inniger Gefühle und erotischer Sehnsüchte. Sie zählen zu den reizvollsten Klavierwerken Nováks.

Luboš Fišer (1935–1999) zählt zu den meistgespielten tschechischen Komponisten des 20. Jahrhunderts. In seinem umfangreichen Schaffen finden wir sowohl unter den Orchesterstücken also auch unter seinen Vokal- oder Kammerwerken Kompositionen von sehr unterschiedlichem Charakter. Fišer machte sich auch als Autor einer Vielzahl von Kompositionen für Film und Fernsehen einen Namen. Eine zentrale Bedeutung kommt seinen Klavierwerken zu, unter denen seine acht Sonaten eine herausragende Position einnehmen.  Die achte und letzte Sonate entstand nach einer elfjährigen Pause erst im Jahr 1996. Wenngleich sie mit einer Länge von nur sechs Minuten die kürzeste ist, lässt sich doch sehr gut das bewährten Kompositionsverfahren ihres Autors erkennen. Es handelt sich um ein sehr konzentriertes, ernstes, leicht pessimistisches, aber dabei vor allem sehr schönes Stück.

Ein weiterer hochangesehener tschechischer Komponist des 20. Jahrhunderts ist zweifellos Klement Slavický (1910–1999). Seine Drei Kompositionen für Klavier entstanden in den Jahren 1946–1947, einer für ihren Schöpfer sehr glücklichen Zeit. In der kurzen Nachkriegsepoche konnte sich Slavický künstlerisch frei ausleben, und seine Werke begannen häufigen aufgeführt zu werden. All dies war mit dem kommunistischen Putsch im Februar 1948 vorbei. Die der Klavierstücke Burlesca, Intermezzo und Toccata sind voll frischer Leichtigkeit, Virtuosität und Lebensfreude. Der für Slavický so typische Einfluss der mährischen Volksmusik lässt sich hier nicht erkennen, dafür ist eher ein Anklang an die Avantgarde früherer Jahre und insbesondere das Werk Sergei Prokofjews zu spüren.

Jiří Zahrádka