2. 11. 2024, 15:00 Uhr

Theater Reduta (Mozartsaal)

Martinů Voices

Dirigent: Lukáš Vasilek

Die Aufführung dauert 80 Minuten einschließlich einer 25-minütigen Pause.

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Luboš Fišer: Lieder für den blinden König Johann von Luxemburg für Solisten, Frauen- und Männerstimmen, Viola da gamba, Flöte und Pauken
Jan Novák: Fugae Vergilianae (Auswahl), Rana rupta
Antonín Dvořák: Vier Chorlieder, op.29
Leoš Janáček: Kinderreime
Bohuslav Martinů: Fünf tschechische Madrigale

 

Das Konzert präsentiert Werke von Antonín Dvořák und herausragenden tschechischen Autoren des 20. Jahrhunderts für gemischten Chor a cappella oder mit Instrumentalbegleitung.

Die Lieder für den blinden König Johann von Luxemburg von Luboš Fišer (1935–1999) sind ein typisches Beispiel für das Schaffen dieses außergewöhnlichen und mit internationalen Preisen geradezu überhäuften Komponisten. Das an die mittelalterliche Ästhetik angelehnte Werk für Solisten, Frauen- und Männerstimmen, Viola da gamba, Flöte und Pauken entstand im Jahr 1975 und stieß schon damals auf große Resonanz.

Auch Jan Novák (1921–1984) zählt zu den wichtigsten tschechischen Komponisten der Nachkriegsgeneration. Er studierte unter anderem in den USA, wo er die Klasse von Aaron Copland besuchte. Weit größere Bedeutung für seine musikalische Sprache hatten jedoch die Privatstunden, die er bei Bohuslav Martinů nahm. Einen großen Einfluss auf sein Schaffen hatte auch seine nicht alltägliche Begeisterung für die lateinische Sprache. Von der Besetzung der Tschechoslowakei im August 1968 wurde er während eines Aufenthalts in Italien überrascht, von wo er nicht mehr in seine Heimat zurückkehrte. Gerade in der Emigration entstanden die beiden genannten Werke – Rana rupta im Jahr 1971 und drei Jahre später auch der originelle und für die Interpreten überaus anspruchsvolle Zyklus für gemischten Chor mit dem Titel Fugae Vergilianae, welcher erst vierzig Jahre nach seiner Entstehung gerade durch das Ensemble Martinů Voices unter Lukáš Vasilek uraufgeführt wurde.

Die Vier Chorlieder aus den Jahren 1876 und 1878 sind die erste Komposition, die Antonín Dvořák (1841–1904) für einen Gesangschor schrieb. Als Vorlage für seine Vertonung wählte Dvořák Verse von Adolf Heyduk sowie Texte aus der Sammlung mährischer Volkslieder von František Sušil. Gerade in jenen Jahren nahm offenbar die enge Freundschaft zwischen dem jungen Leoš Janáček und dem damals bereits etablierten Komponisten Antonín Dvořák ihren Anfang.

Leoš Janáček (1854–1928) schrieb die ausgelassenen Kinderreime kurz nach seinem siebzigsten Geburtstag. Diese Schaffensperiode Janáčeks zeichnete sich unter anderem durch eine ungewöhnliche Kammerinstrumentierung aus (Kinderreime, Concertino, Capriccio). Seine Inspiration fand der Komponist, wie schon mehrfach zuvor, in der von ihm gern gelesenen Tageszeitung Lidové noviny, die in ihrer Kinderbeilage kurze Reime mit Illustrationen von Josef Lada, Ondřej Sekora und Jan Hála veröffentlichte. Die ursprüngliche Version für Mezzosopran, Klarinette und Klavier erweiterte Janáček 1926 nicht nur in ihrer Instrumentierung, wo auch eine Okarina oder eine Kindertrommel nicht fehlen, sondern fügte auch weitere Reime hinzu. Die achtzehn knappen Kinderreime mit ihrer kurzen instrumentalen Einleitung können mit ihrer Länge von einer halben bis zu eineinhalb Minuten als Miniaturen gelten, die sich durch eine sehr markante Melodik wie Rhythmik auszeichnen und gerade den Charakter volkstümlicher Kinderreime widerspiegeln.

Bohuslav Martinů (1890–1958) komponierte seine Fünf tschechischen Madrigale 1948 in den USA. Damals erwog er noch die Rückkehr in die Heimat, doch im Hinblick auf die Entwicklung der politischen Situation nach dem Umsturz im Februar desselben Jahres kam ein solcher Schritt für ihn nicht mehr in Frage. Gerade die Sehnsucht nach der heimatlichen Vysočina mag ihn zum Schreiben dieser wunderschönen Madrigale nach Texten aus der tschechischen Volkspoesie veranlasst haben.

Jiří Zahrádka