23. 11. 2024, 15:00 Uhr

Villa Tugendhat

Violoncello: Václav Petr

Klavier: David Mareček

Die Aufführung dauert 60 Minuten ohne Pause.

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Josef Suk: Ballade und Serenade für Violoncello und Klavier, op.3 (Nr. 1 und 2)
Leoš Janáček: Märchen für Violoncello und Klavier
Antonín Dvořák: Waldesruhe für Violoncello und Klavier, op.68/5; Rondo für Violoncello und Klavier g-Moll, op.94
Igor Strawinsky: Suite italienne für Violoncello und Klavier

 

Das nachmittägliche Konzert im reizvollen Ambiente der Villa Tugendhat präsentiert Werke tschechischer Autoren wie auch von Igor Strawinsky in der Interpretation ausgezeichneter Kammermusiker.

Die zwei kleinen Stücke Ballade und Serenade von Josef Suk (1870–1935) stammen aus den Jugendjahren des Komponisten. Die Ballade schrieb er im Jahr 1890, also während seines Studiums am Konservatorium, aber noch bevor er Dvořáks Meisterschule besuchte. Es handelt sich um ein reizvolles Stück Salonmusik. Die Serenade entstand acht Jahre später in zeitlicher Nachbarschaft zu Suks szenischer Musik für Zeyers Theaterstück Radúz und Mahulena und zu seiner Symphonie E-Dur. Suk schrieb die Serenade für die Musikabteilung des Klubs der Jungen in Prag.

Die Inspiration zu Janáčeks Märchen für Violoncello und Klavier lieferte ein Werk von Wassili Andrejewitsch Schukowski mit dem Titel „Eine Erzählung vom Zaren Berendei, von seinem Sohn, dem Zarewitsch Iwan, von der Klugheit des Unsterblichen Koschtschei und von der weisen Zarin Marja, der Tochter des Koschtschei“. Dies war nicht das erste und auch nicht das letzte Mal, dass Janáček sich eines russischen Sujets bediente. Seine musikalische Erzählung über ein unüberlegtes Versprechen des Zaren, durch das dieser sein einziges Kind verlor, vollendete Janáček in einer ersten Version am 10. Februar 1910. Die Handschrift enthält drei Sätze. Das Märchen wurde am 13. März 1910 im Rahmen der VI. Sonatenstunde an der Brünner Orgelschule uraufgeführt. Anschließend schrieb Janáček das Werk so um, dass es nunmehr aus vier Sätzen bestand. In dieser Form kam es am 12. März 1912 zur Aufführung. Eine dritte Version wurde 1923 in gedruckter Form herausgegeben. Der Charakter der Komposition lässt darauf schließen, dass Janáček sie in Zeiten einer gewissen Hoffnungslosigkeit und Vereinsamung verfasste.

Kurz vor seiner Abreise in die Vereinigten Staaten unternahm Antonín Dvořák (1841–1904) im Jahr 1892 zum Abschied eine Konzerttournee. Zu diesem Anlass adaptierte er den fünften Teil seines älteren vierhändigen Klavierzyklus Aus dem Böhmerwalde für Violoncello und Klavier. Die kleine Komposition zeichnet sich durch ihren ernsten, nachdenklichen Charakter aus. Auch das Rondo entstand für die genannte Tournee, wurde jedoch als neue, eigenständige Komposition geschrieben.

Im Jahr 1920 schrieb Igor Strawinsky (1882–1971) für die Ballets Russes seine entzückende Pulcinella-Suite – ein Ballettstück, welches die italienische Barockzeit wiederaufleben ließ. Der Impresario des Ensembles Sergei Djagilev hatte Melodien des Barockkomponisten Giovanni Battista Pergolesi entdeckt, die er Strawinsky vorlegte. Dieser machte daraus in seiner unnachahmlichen Art ein Ballettstück. Die Weise, wie Strawinsky hier Themen eines anderen Komponisten verarbeitete, stieß auf ebensolche Entrüstung wie seine gesamte neoklassizistische Kompositionstechnik, die gerade im Entstehen begriffen war. Doch verfehlte die Komposition keinesfalls ihre Wirkung, und ihr Autor verwendete in der Folge manche Nummern daraus in anderen Arrangements für Violine oder für Violoncello und Klavier. Heute gelten diese Stücke als Meisterwerke der damaligen Avantgarde.

Jiří Zahrádka