
František Neumann: Pan, Op. 29 / Melodram für Rezitator und Klavier
Leoš Janáček: Taras Bulba, JW VI/15 / Bearbeitung von Břetislav Bakala für Klavier zu vier Händen
Leoš Janáček: Die Jugend, JW VIII/10 / Bearbeitung von Břetislav Bakala für Klavier zu zwei Händen
Leoš Janáček: Sinfonietta, JW VI/18 / Bearbeitung von František Jílek für Klavier zu vier Händen
Das Konzert ist drei der bedeutendsten Janáček-Dirigenten gewidmet, die am Brünner National-, später Provinz- und Staatstheater tätig waren, von denen zwei auch Bearbeitungen von Janáčeks Werken für Klavier verfassten.
František Neumann (1874–1929) kam bereits als reifer Komponist und vor allem Dirigent nach Brünn. Leoš Janáček setzte durch, dass er 1919 die Operndirektion übernahm, als sich in Brünn ein neues tschechisches Nationaltheater formierte – und das war eine gute Entscheidung. Neumann wurde ein herausragender Dirigent von Janáčeks Werk und studierte zahlreiche seiner Uraufführungen ein – stets zur vollen Zufriedenheit des Komponisten. Aber Neumann war nicht nur Dirigent, sondern seiner Zeit auch ein erfolgreicher Komponist, vor allem in Deutschland aufgeführt. Sein Schwerpunkt war die musikdramatische Arbeit, doch ein nicht unbeträchtlicher Teil seines Œuvres gehört auch zur Kammermusik. So etwa das lyrische Melodram Pan, op. 29 / Melodram für Rezitator und Klavier, ursprünglich auf einen deutschen Text der Frankfurter Dichterin Julie Virginie. Die Premiere fand am 12. März 1907 in Frankfurt am Main statt, wo Neumann als Dirigent am Opernhaus wirkte. In Brünn wurde Pan in der Orchesterfassung am 18. Dezember 1921 aufgeführt, und später führte ihn Neumann in Prag mit der Tschechischen Philharmonie am 21. Februar 1926 auf.
Der Pianist und Dirigent Břetislav Bakala (1897–1958) war Schüler Janáčeks, aber auch Neumanns an der Brünner Konservatoriums- und Meisterschule. Bei Janáček war er sehr geschätzt; dieser beauftragte ihn mit der Ausarbeitung von Klavierauszügen seiner Opern und übertrug ihm Druckkorrekturen. Bakala stieg aus der Funktion des Korrepetitors zum exzellenten Dirigenten und führenden Interpreten seines Lehrers auf. Noch zu Janáčeks Lebzeiten bearbeitete er zwei seiner Werke für Klavier; diese Bearbeitungen wurden 1925 auch gedruckt. Janáček komponierte die Orchesterrhapsodie Taras Bulba, JW VI/15 in den Jahren 1915 bis 1918; ihre verspätete Uraufführung fand 1921 statt. Während der langen Vorbereitungen zur Partiturveröffentlichung griff Janáček mehrfach in die Komposition ein. Bakalas Bearbeitung für Klavier zu vier Händen aus dem Jahr 1921 weicht von Janáčeks Endfassung erheblich ab, was sie besonders interessant macht. Die zweite Klavierbearbeitung Bakalas, diesmal für zwei Hände, ist das Bläsersextett Die Jugend, JW VIII/10. Janáček genehmigte die Bearbeitungen, konsultierte sich mit Bakala und spielte sie mit ihm sicherlich. Heute sind diese bemerkenswerten und in gewissem Maße authentischen Transkriptionen weitgehend in Vergessenheit geraten.
František Jílek (1913–1993) erlernte vieles von seinem Dirigierstil von Bakala, obwohl sein Professor am Konservatorium ein anderer Schüler Janáčeks und Neumanns war – Zdeněk Chalabala. Mit Jílek ist die berühmte Ära der Brünner Oper nach dem Zweiten Weltkrieg verbunden. Er widmete sich vor allem dem Werk Leoš Janáčeks. Bis heute gelten seine Einspielungen von Jenůfa und Die Ausflüge des Herrn Brouček als anerkannt. Er erstellte außerdem vollständige Aufnahmen von Janáčeks Orchesterwerken. Obwohl er selbst nicht komponierte, fertigte er mehrere exzellente Suiten aus Janáčeks Opern. Besonders gelungen ist seine Bearbeitung der Sinfonietta, JW VI/18, für Klavier zu vier Händen, die 1985 entstand – kurz nachdem er seine Tätigkeit als Chefdirigent der Staatsphilharmonie Brünn beendet hatte.
Text: Jiří Zahrádka




