
Antonín Dvořák: Klaviertrio Nr. 3 f-Moll, op. 65, B 130
Leoš Janáček: Streichquartett nach Lew Tolstois „Kreutzersonate“, JW VII/8
Dmitri Schostakowitsch: Klavierquintett g-Moll, op. 57
Das Klaviertrio Nr. 3 f-Moll, op. 65 aus dem Jahr 1883 gehört zu den Höhepunkten der Kammermusik von Antonín Dvořák (1841–1904). Der Komponist erlebte damals wachsenden internationalen Erfolg und erhielt zahlreiche Einladungen, seine neuen Werke im Ausland zu dirigieren. Vielleicht waren es diese internationalen Ambitionen, die Dvořák dazu veranlassten, sich vom national gefärbten Stil hin zu einer stärker von Brahms geprägten, universelleren Tonsprache zu wenden. In seinem dritten Klaviertrio schuf er ein Werk, das von einer Fülle musikalischer Ideen strotzt. Die kühne Architektur und der dichte Klang der drei Instrumente verleihen der Komposition beinahe sinfonische Dimensionen.
Das Streichquartett nach Lew Tolstois „Kreutzersonate“ von Leoš Janáček (1854–1928) entstand 1923, seine Wurzeln reichen jedoch bis ins Jahr 1908 zurück, als Janáček ein heute verschollenes Klaviertrio schrieb, das von derselben Tolstoi-Novelle inspiriert war. Deren Hauptfigur ist eine Frau, die von ihrem despotischen, krankhaft eifersüchtigen Ehemann tyrannisiert und schließlich zu Tode gequält wird. „Ich dachte an eine arme Frau, gequält, geschlagen, zu Tode geprügelt“, sagte Janáček über das Motiv, das sich wie ein roter Faden durch viele seiner Werke zieht. Das Quartett dringt mit seiner leidenschaftlichen Ausdruckskraft bis ins Innerste menschlicher Emotionen und in die intimsten Sphären der Seele vor. Bereits kurz nach der Uraufführung im Jahr 1924 wurde es enthusiastisch aufgenommen und zählt auch mehr als ein Jahrhundert später zu den eindrucksvollsten Werken der Quartettliteratur.
In der zweiten Hälfte der 1930er Jahre geriet der russische Komponist Dmitri Schostakowitsch (1906–1975) zunehmend unter Druck des sowjetischen Regimes und stand ständig im Visier der stalinistischen Geheimpolizei. Nach der manisch-depressiven 6. Sinfonie, die von der beklemmenden Atmosphäre der Angst zeugt, suchte der Komponist geistige und kompositorische Erneuerung durch eine Rückkehr zu den Wurzeln des bachschen Kontrapunkts. Sein Klavierquintett g-Moll, op. 57, enthält zahlreiche Anspielungen auf Bach: Die ersten beiden Sätze bilden ein Präludium mit Fuge, der vierte Satz ist im Stil einer neobarocken Arie gestaltet. Die erfolgreiche Uraufführung fand 1940 in Moskau statt, gespielt vom Beethoven-Quartett mit dem Komponisten selbst am Klavier, und eröffnete dem Werk den Weg auf die internationalen Konzertpodien.
Text: Ondřej Pivoda




